Kaninchen qualvollem Sterben überlassen

Herzlos und strafbar - Zeugen gesucht


Am Dienstag, den 12. Oktober gegen 13.30 Uhr, erhielt der Tierschutzverein Bad Sachsae. V. einen Anruf von besorgten Menschen. Diese entdeckten während eines Spazierganges an einer Wanderhütte nahe Bad Sachsa ein offensichtlich ausgesetztes Widderkaninchen. Merkmal dieser Rasse sind die Schlappohren, auffällig bei diesem Tier war das gekräuselte Fell sowie die Fellfarbe und die roten Augen.

 

Das hilflose Tier zeigte sich dem besorgten Urlauberehepaar gegenüber sehr zahm. Spontan ihren eigenen dicken Schal umfunktionierend, und das Tier darin eingekuschelt, übergab die Frau das Kaninchen einem Vereinsvertreter. Während sie kurz auf dessen Eintreffen warteten, versuchte das Paar auch, das Tier was offensichtlich hungrig war, mit Löwenzahn zu füttern. Leider nur mit wenig Erfolg.

 

Sorge bereitete sowohl den Findern als auch dem herbeigeeilten Tierschützer der erkennbare schlechte Allgemeinzustand des älteren Tieres. Auffällig abgemagert und mit einer großen Beule im Kieferbereich wurde es umgehend einer Tierärztin vorgestellt. Die Beule erwies sich als nahezu Tennisballgroßer Abzess, der nicht nur eine Zahnfehlstellung zur Folge hatte, sondern das Knochengewebe des Kiefers bereits in großem Umfang angegriffen hatte. Dieses Tier musste furchtbaren Hunger haben, und wie die Veterenärmedizinerin erläuterte, auch schlimme Schmerzen. Im aufgefundenen Stadium blieb, im Sinne des Tieres, bedauerlicher Weise nur die Möglichkeit, dessen Leiden zu beenden.

 

Seitens der Tierschützer ist man sich einig, dass sich hier Jemand eines Tieres entledigt hat, um Geld zu sparen. Der Abzess wäre nämlich gut und schnell behandelbar gewesen, wäre das Kaninchen einem Tierarzt rechtzeitig vorgestellt worden. Die Entwicklung des Abzesses muss dem Besitzer aufgefallen sein. Stattdessen hat der Besitzer so lange zugesehen, bis das Tier nicht mehr richtig fressen konnte. Aber selbst dann wurde gespart, ist man sich einig. Wütend fasst ein Tierschützer zusammen: „Hier wurde ein altes, krankes Tier, bewußt zum Sterben einfach irgendwo abgeladen. Das Leiden des zutraulichen Tieres, Schmerzen und Hunger waren dem Besitzer offenbar egal. Hauptbeweggrund dieses unmenschlichen, unwürdigen Verhaltens war Geld zu sparen.“

 

Wer ein Tier aufnimmt, muss sich darüber im Klaren sein, dass es, genau wie jeder Mensch auch, krank werden kann. Natürlich entstehen dadurch Kosten. Manchmal nur für Kastrationen, Impfungen, Untersuchungen und Medikamente. In manchen Fällen aber auch für Operationen. Auch Spezialfutter oder dauerhaft notwendige Medikamente sind gelegentlich unverzichtbar. „Wer nicht bereit ist, auch finanziell stets zum Wohle seines Tieres zu handeln, sollte sich keines (auch keine Kleintiere) anschaffen", so die Tierschützer.

 

Das Aussetzen von Tieren jeder Art und Rasse ist nicht nur ein unmenschliches, grausames und unentschuldbares Verhalten. Es gehört auch nicht in den Bagatellbereich von Delikten sondern ist ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Es ist auch völlig unnötig! Wer sich bemüht, findet Hilfe!

 

Gerade im vergangenen Jahr konnte im Bezug auf erkrankte Privattiere durch den Bad Sachsaer Verein geholfen werden. Natürlich kann der Verein private Tierarztbehandlungen nicht finanzieren, aber dank der gemeinsamen Bemühungen von Besitzern und Verein, wurde jedem der betroffenen Tiere die fachliche Versorgung und tierärztliche Betreuung ermöglicht, die es benötigte.

 

Man ist sich seitens des Vereines natürlich darüber im Klaren, dass jeder Tierbesitzer auch völlig unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten kommen kann. Zum Wohle des Tieres muss man sich dann Hilfe suchen. Das Fundkaninchen hätte weder frieren, noch Hunger leiden, noch die qualvollen Schmerzen ertragen müssen!

 

 

Wer Hinweise geben kann, woher das Kaninchen stammt, wird gebeten, sich mit dem Tierschutzverein unter Tel.: 05523/2991 in Verbindung zu setzen. Auf Wunsch werden die Hinweise auch vertraulich behandelt.